... oder auch auf gut österreichisch a schware Partie. Nachdem sich diese Geschichte fast über ein Jahr zieht kommt jetzt ein sehr langer Blogeintrag.
Langsam, aber auch wirklich nur sehr langsam kommen wir mit Sweetie zur Ruhe. Nach vielen Tierarztbesuchen, das Konto um ein vieles leichter und an Erfahrungen reicher, geht es ihr nun wieder recht gut.
Aber der Reihe nach...
Voriges Jahr im Frühling fiel mir auf, dass sich Sweetie veränderte - vor allem physisch aber auch psychisch. Sie zeigte vermehrt Haarausfall im Halsbereich, später dann an den Flanken und Oberschenkeln, an der Oberseite der Rute und an den Ohren und es zeigte sich eine immer stärker werdende Hyperpigmentation. Alles so nach und nach, so, dass es nicht unbedingt sofort ins Auge stach.
Auffällig wurde dann aber eine fast unbändige Fresslust - extreme Fressgier beschreibt es besser, die dann im September kaum noch handelbar war. Ab dem Sommer zeigten sich Hautveränderungen an der Innenseite der Hinterläufe - gerötet, es wirkte entzündet, juckte sie aber überhaupt nicht, nässte auch nicht und wurde im Laufe der Wochen stärker.
Nachdem ich sukzessive diese Veränderungen bemerkte und dies mehrmals ab Juli bei verschiedenen Tierärzten immer wieder thematisierte, wurde ich jedesmal "beruhigt" und es wurde dies jedesmal auf die Kastration im Oktober 2023 und auf ihr Alter zurück geführt. Aber mein Gefühl sagte mir die ganze Zeit, da stimmt was nicht. Im Nachhinein ärgere ich mich sehr, dass ich nicht vehementer auf Untersuchungen bestanden habe. Wir hätten uns einiges erspart.
Ende September fuhren wir mit allen Hunden in die Toskana und die Fressgier war dann schon so schlimm, dass ich beim Leckerli geben Angst um meine Finger hatte und nachdem sie mir dann einmal ein kleines Stückerl Papier aus der Hand riss, weil sie dachte es sei was zum Fressen, bei der Futtergabe fast schrie und ständig bettelte oder auf der Suche nach was Fressbaren war, wußte ich, da muss etwas anderes dahinterstecken.
Außerdem war sie nun auch mittlerweile überhaupt nicht mehr fit. Sweetie war immer beim spazieren gehen gerne dabei, aber nun mussten wir sie fast mitschleppen und wir merkten dann im Urlaub auch rasch, dass sie lange Spaziergänge nicht mehr schafft.
Die Rute war nun zu dieser Zeit schon an der Oberseite komplett haarlos und ich begann noch in Italien im Urlaub zu recherchieren. Sehr schnell kam ich beim eingeben der haarlosen Rute (Rattenschwanz) auf M. Cushing und beim durchlesen der Symptome wusste ich bereits was los war. Leider hatte sie sich da schon ein paar Tage zuvor bei einem kurzen Ausflug zum Strand an der rechten hinteren Pfote verletzt und nach einer von mir angenommenen Krallenbettentzündung waren ein paar Tage später die Sehnen der mittleren Zehen dann durch. Damals dachte ich noch, sie hat sich bei einem kurzen Strandspaziergang verletzt. Mittlerweile weiß ich, auch Sehnenrisse können bei M. Cushing auftreten - denn es kam später noch schlimmer.
Gleich nach dem Urlaub bin ich zu meiner TÄ gefahren und bestand nun auf eine Blutabnahme, ein großes geriatrisches Profil mit allem drum und dran. Am nächsten Tag hatte ich die Bestätigung, dass etwas gewaltig nicht in Ordnung ist. Einige Leberwerte deutlich erhöht, Cholesterin stark erhöht, der Cortisolspiegel ebenso erhöht, eine Lympho- und Eosinopenie. Das klinische Bild und die Laborwerte sprachen somit schon für M. Cushing und für eine weitere Diagnostik ging es dann in eine größere Ordination.
Wieder mein Fehler, dass ich nicht gleich auf die VetMed in Wien gefahren bin, denn dann hätte ich Sweetie noch einiges erspart. Denn wieder wurde mir nicht gleich geglaubt, da der typische Leberwert nicht erhöht und das typische vermehrte Trinken und Harn lassen von Cushinghunden bei Sweetie nicht war. Weitere Blutabnahmen und Röntgen erfolgten, Untersuchung auf Leishmaniose, weil wir mit ihr im Ausland waren, Hautgeschabsel und Verdacht auf Allergien wegen der Hautveränderungen. Dann einen Termin bei einer Fachtierärztin zum Ultraschall von Abdomen und da zeigte sich eine deutliche Vergrößerung der Leber, die Nebennieren in Ordnung.
Alles in allem verging somit wieder wertvolle Zeit bis wir endlich einen ACTH-Stimulationstest durchführten, denn auch das spezifische Gewicht des Harns war bei 3 Tests einmal zu "normal", dennoch auch hier im Harn deutlich das Cortisol erhöht. Der Wert des Stimulationstests brachte dann doch Gewissheit - Verdacht auf M. Cushing und Start mit 2x5mg Vetoryl, wie sich herausstellte eine viel zu geringe Dosierung.
Sweetie hatte mittlerweile ein stolzes "Kampfgewicht" von fast 14kg, üblicherweise liegt sie rund um die 11,5kg! Ich war verzweifelt!! Nach der erneuten Kontrolle nach 2 Wochen kollabierte sie fast bei der neuerlichen Gabe des Medikaments für den ACTH-Stim-Test und zeigte eine extreme Nebenwirkungsreaktion. Die Reaktion in der Praxis war für mich befremdlich, ich wurde informiert, dass das Medikament Übelkeit verursachen könne. Für mich sah es anders aus, in diesem Moment dachte ich, ich verliere sie. Und wieder 3 Tage warten auf den Befund, meine Verzweiflung wuchs und ich wußte so geht es nicht weiter.
Somit entschloss ich mich, mit all ihren Befunden auf die VetMed in die Spezialambulanz Endokrinologie zu Priv. Doz. Zeugswetter zu wechseln und wir hatten dann Mitte Dezember den ersten Termin.
Es war die beste Entscheidung für Sweetie und für mich! Doz. Zeugswetter ist mir bei den verschiedenen Recherchen immer wieder "untergekommen" und er war unsere Rettung. Schon der erste Ambulanzbesuch war für mich erleichternd. Der erste Mediziner, der sich extrem viel Zeit nahm und Sweetie schon beim reingehen in den Ambulanzraum beobachtete und klinisch beurteilte. Denn genau darum geht es, wie ist das klinische Bild und sich nicht immer wie im Lehrbuch beschrieben an Laborparametern festhalten. Sweetie wurde ausführlich klinisch untersucht und die wichtigsten Laborparameter kontrolliert.
Ich hatte in einer Tabelle seit 2021 eine chronologische Auflistung aller Untersuchungen, Ergebnisse und Symptome mitgebracht und diese wurde ganz genau durch besprochen, mit vielen, vielen Fragen von Doz. Zeugswetter. Ich habe bei diesem Termin soviel gelernt und ich wurde endlich ernstgenommen! Und was noch viel wichtiger ist, ein ACTH-Stim-Test darf auf keinen Fall mehr gemacht werden, denn bei einer neuerlichen Gabe wäre sie wahrscheinlich tot! Mein Gefühl hat mich nicht getrogen und ich hatte bei diesem Termin mehrere Erkenntnisse. So wie es aussieht dürfte der Cushing schon länger bestanden haben, dies wurde mit einer Schilddrüsenunterfunktion verwechselt und somit ist nun auch durch die vergangene Behandlung die Schilddrüse salopp gesprochen hinüber. Die Kastration hat den Cushing dann so richtig gepusht. Es zeigt sich nicht jeder Cushing gleich, wichtig ist auch das klinische Gesamtbild. Das Trilostan war von Beginn an zu niedrig dosiert und wurde dann auf 2x15mg erhöht.
Nachdem wir soviel Zeit verloren hatten, 2 Monate nach der ersten Blutabnahme und noch immer nicht die richtige Dosierung des Medikaments, die Fressgier war unverändert, biss sie sich genau am Ambulanztermin der VetMed in der Früh einen gesunden Zahn aus, weil sie auf allem was nur herumlag, sich regelrecht darüber hermachte. Eine offene Hautstelle wollte und wollte nicht zugehen, damit haben wir bis übers neue Jahr gekämpft.
Jetzt hieß es dann geduldig sein, die Auswirkung der Erhöhung des Trilostans zeigt sich erst nach Wochen. Doz. Zeugswetter erklärte, dass wir bei den jeweiligen Terminen den Hund so sehen, wie die Dosierung des Trilostans vor ca 4-6 Wochen war. Nach 2 Wochen Ende Dezember war eine neuerliche Kontrolle und nachdem Sweetie so wie es scheint einen sehr aktiven Knoten hat, gab es eine nochmalige Erhöhung auf 2x20mg Trilostan.
Für die Sehnen war es leider zu spät, kurz vor Neujahr Einriß der Achillessehne rechts, an der gleichen Pfote wie der Sehnenriß der Zehen! Sozusagen noch das Tüpfelchen auf dem i! Nachdem es vorerst sogar hieß, die Achillesehne sei ganz gerißen und OP mit anschließenden 2-3 Monate Stillhalteverband oder Fixateur externa war ich dann mit den Nerven am Ende. Gott sei Dank hat uns wie schon oft Dr. Koller in Guntramsdorf geholfen. Ab der ersten Jännerwoche ging es somit wöchentlich zur Stoßwellen- und Stromtherapie zu Dr. Koller. Diese hat Wunder gewirkt! Mittlerweile kann sie fast normal gehen und endlich seit Ende Februar brauchen wir dies auch nicht mehr.
Das Trilostan zeigt nun langsam seine Wirkung, Sweetie sieht mittlerweile wie ein Seerobbenbaby aus. Die Haare wachsen wieder nach, extrem im Halsbereich und die Haut ist wieder schön. Nachdem sie noch immer ordentlich Gewicht am Stamm hat, sieht sie von oben eben aus wie ein Robbenbaby. Gewichtsmäßig geht es nur langsam runter, derzeit sind wir bei 13,6kg, aber ich freue mich über jedes 100g das runtergeht, waren wir doch schon auf 14,2kg!
Natürlich weiß ich, dass wir nun im Moment leben. Jederzeit kann das Pendel umschlagen und die Lebenserwartung hat sich entsprechend runtergeschraubt. Sweetie ist jetzt 13,5 Jahre und ab Diagnose kann ich lt Doz. Zeugswetter mit 1-2 Jahren Lebenszeit bei ihr rechnen. Der Hypophysentumor wächst langsam, aber er wächst. Die Nebennierenrinde kann geschädigt werden und wir müssen sehr darauf achten, dass Sweetie keine lebensbedrohende Addisonkrise erleidet. Die Gefahr einer Pankreatitis und Diabetes ist dadurch enorm gestiegen. Das Medikament ist sehr teuer und wir müssen immer wieder Kontrollen durchführen.
Aber alles in allem bin ich jetzt froh, dass es ihr wieder halbwegs gut geht, ihre Lebensgeister und die "alte" Sweetie wieder da ist.
Sweetie, mein kleines süßes Robbenbaby -
ich wünsche mir noch viel schöne gute gemeinsame Zeit mit dir!
Für Interessierte hier noch einige Links zum nach/einlesen: